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Wenn der Tod ihn zuerst holt – Ein letzter Dienst für den treuesten Gefährten

Stirbt ein Mensch, während sein Haustier noch lebt, stellt sich eine oft unbeachtete, aber bedeutende Frage: Wie kann man dem Tier helfen, diesen Verlust zu begreifen?


Vor allem Hunde bauen über Jahre hinweg eine tiefe emotionale Bindung zu ihren Halterinnen und Haltern auf. Fachleute aus der Verhaltensbiologie bestätigen, dass Hunde in der Lage sind, den Tod zu spüren und aktiv zu trauern. Sie reagieren mit Rückzug, Unruhe, Appetitlosigkeit, verstärktem Winseln oder sogar depressivem Verhalten. Das plötzliche Verschwinden einer Bezugsperson – ohne Abschied – kann bei Hunden zu tiefer Verwirrung und seelischer Belastung führen.


Wie der Tierverhaltensbiologe Dr. Udo Gansloßer betont, erleben Hunde ein „emotionales Kontinuum“. Wird eine enge Bindung abrupt und ohne erkennbaren Grund unterbrochen, kann das zu Desorientierung führen, vergleichbar mit einem Schockzustand.


Ein letzter Abschied – das kurze Verweilen an der verstorbenen Person, das Riechen, Berühren, Verweilen – kann dem Hund helfen, das Geschehene zu erfassen. Einige Tierbestatter bieten solche Abschiedsrituale bewusst an. Dabei geht es nicht darum, dass das Tier den Tod rational versteht, sondern darum, dass es die emotionale Veränderung einordnen kann.

Auch bei Katzen lassen sich Trauerreaktionen beobachten. Zwar zeigen sie ihre Gefühle oft subtiler, doch auch sie leiden unter dem Verlust vertrauter Menschen oder tierischer Gefährten. Verhaltensänderungen wie Rückzug, Futterverweigerung oder auffälliges Miauen sind typische Anzeichen. Verhaltensberaterinnen wie Dr. Birga Dexel weisen darauf hin, dass auch Katzen auf Abschiedsmöglichkeiten positiv reagieren können, etwa wenn sie den verstorbenen Menschen oder Artgenossen noch einmal sehen oder riechen dürfen.


Tiere spüren emotionale Zustände. Sie registrieren Angst, Trauer, Krankheit – und auch den Tod. Deshalb ist es ein Akt von Mitgefühl und Verantwortung, ihnen einen letzten Moment der Nähe zu ermöglichen. Wer Haustiere zurücklässt, sollte – ähnlich wie bei der Betreuung – auch für diesen Moment Vorsorge treffen. Angehörige oder Freunde sollten informiert sein, ob und wie ein tierischer Begleiter in den Abschied eingebunden werden soll.


Denn was für Menschen selbstverständlich ist – Abschied, Trauer, Loslassen – sollte auch den Tieren zuteilwerden, die mit uns gelebt, uns begleitet und uns geliebt haben. Besonders Hunde – aber auch viele Katzen – verdienen diese letzte Geste des Verstehens.


Artikel : SaWa

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