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Redaktion

Nachhaltigkeit und Gemeinschaft: Angelika Ludwigs über den Erfolg des Bürgerladens Nienhagen

Aktualisiert: 30. Juni


Liebe, Angelika! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst.

Zunächst einmal, könntest du dich unseren Lesern vorstellen und ein bisschen über deinen Hintergrund erzählen?

Ich heiße Angelika Ludwigs und wohne mit meiner Familie seit 1991 in Nienhagen. Ich bin in Lachendorf in einer Großfamilie mit 5 Geschwistern aufgewachsen.


Mein Vater war Landwirt, es gab also auch für uns Kinder immer viel auf dem Bauernhof zu tun. Nach dem Abitur habe ich Sozialarbeit/Sozialpädagogik studiert und war seitdem in verschiedenen Bereichen der sozialen Arbeit beruflich tätig. Zurzeit (die 3. Lebensphase, das Rentendasein ist in Sicht) bin ich bei der Stiftung Linerhaus angestellt und bin Koordinatorin für den Ganztagsbereich an der Grundschule in Wathlingen.



Seit meiner Konfirmation habe ich mich immer auch ehrenamtlich engagiert, hauptsächlich in den Kirchengemeinden. Hier in Nienhagen war ich dann im Laufe der Jahre im Kindergottesdienst, in der Frauenarbeit und auch im Kirchenvorstand tätig. Das ehrenamtliche Engagement gehört sozusagen zu mir dazu. Es macht mir Freude, mit anderen Menschen gemeinsam etwas für andere zu tun. Ich bin gern in Gruppen zusammen, sei es die Elternfreizeitgruppe der Kirchengemeinde, die Sportgruppe oder eben auch das Team des Bürgerladens.


Der Bürgerladen hat vor kurzem sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Was bedeutet das für dich persönlich und für die Gemeinschaft?

Als wir 2014 den Verein und damit den Laden gründeten, gab es viele skeptische Fragen und Meinungen dazu. Mit Unterstützung des Bürgermeisters Jörg Makel ist es uns gelungen, unser Vorhaben durchzusetzen und die schönen Räumlichkeiten in der „Alten Post“ beziehen zu können. Die Idee des Bürgerladens ist übrigens aus dem „Runden Tisch Soziales“ hervorgegangen, den Jörg Makel seinerseits ins Leben gerufen hatte.

Dass es uns jetzt nach 10 Jahren noch gibt und wir sehr erfolgreich arbeiten, haben wir allen aktiven Mitgliedern zu verdanken. Nur durch die gute und engagierte Zusammenarbeit unseres Teams können wir die Arbeit bewältigen.

Das 10-jährige Bestehen ist aber auch die Bestätigung, dass unsere Idee und unser Konzept richtig war und ist. Das Thema Nachhaltigkeit hatte vor 10 Jahren noch nicht die Bedeutung, die es heute hat.

Durch meinen Beruf als Sozialarbeiterin habe ich viel mit Menschen und Familien zu tun, die finanziell nicht gut gestellt sind. Diese Erfahrungen fließen in die Idee und die Tätigkeit des Bürgerladens ein. Hier möchten wir ein wenig die Familien und Menschen unterstützen. Meine beruflichen Kontakte sind da manchmal eine wertvolle Hilfe.



Erzähle uns mehr über den Bürgerladen. Was bietet er den Menschen in der Samtgemeinde?

In erster Linie ist der Bürgerladen als Kleiderkammer bekannt. Gebrauchte Kleidung kann abgegeben werden und wird für kleines Geld an unsere Kunden verkauft.

Das ist nachhaltiges Wirtschaften. Da wir alle ehrenamtlich tätig sind, bleibt nach Abzug der regelmäßigen Kosten für Wasser, Müll, Strom usw. ein Gewinn übrig. Diesen Gewinn spenden wir an Familien und Menschen in Notlagen und unterstützen bei Anschaffungen o.ä. Das kann die Waschmaschinenreparatur eine Seniorin mit kleiner Rente sein oder das gebrauchte Fahrrad für einen Schüler, um damit zur Schule zu fahren, oder oder …

Hierbei sind wir auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, wo Unterstützung sinnvoll ist. Darüber hinaus vergeben wir Spenden an soziale Einrichtungen und Vereine in unserer Samtgemeinde: Kindergärten, Jugendfeuerwehr, die Tafeln, Blue Diamonds usw. Wir sind stolz sagen zu können, dass wir in den 10 Jahren sage und schreibe ca. 25000€ an Spenden ausgezahlt haben!


Wir möchten darüber hinaus auch Anlaufpunkt für Menschen sein, die einfach mal klönen möchten. Dazu stellen wir zu den Öffnungszeiten Kaffee und Kekse bereit. Es haben sich schon tolle Gespräche ergeben zwischen Menschen, die sich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätten.


Wie hat sich der Bürgerladen über die Jahre entwickelt? Gab es besondere Herausforderungen oder Erfolge?

Auf jeden Fall sind wir im Laufe der Jahre bekannter geworden. Es kommen sogar Kunden aus Celle und anderen Landkreisen zu uns.


Besondere Herausforderungen hatten wir 2015 und dann 2022, als viele Menschen aus Kriegsgebieten zu uns in die Samtgemeinde kamen. Wir haben intensiv mit Kleiderspenden, Haushaltswäsche usw. geholfen, um die Unterkünfte auszustatten. Auch bei der Hilfsaktion zu Beginn des Ukrainekrieges waren wir unterstützend dabei. In Zusammenarbeit mit dem Sozialamt und dem KESS gibt es Gutscheine vom Bürgerladen für bedürftige Menschen.

Inzwischen konnten wir die Öffnungszeiten von 2 auf 3 halbe Tage erweitern.

Was sind eure Pläne für die Zukunft des Bürgerladens?

Wir sind im Moment zufrieden mit dem Ist-Stand. Wenn wir die Möglichkeit hätten, größere Räumlichkeiten zu beziehen, würden wir uns freuen. Einerseits,


um unsere Waren übersichtlicher präsentieren zu können, andererseits auch, um die Idee eines niedrigschwelligen Treffpunktes ausbauen zu können.

Was war der größte Moment oder das schönste Ereignis in den letzten zehn Jahren im Bürgerladen? 

Für mich gibt es viele kleine schöne Momente. Wenn wir den Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, dann hat sich die Arbeit gelohnt. Wenn sich zwei Jugendliche sehr über die trendige Second-Hand-Kleidung freuen, die sie gerade erworben haben oder die alleinerziehende Mutter tolle Kleidung für ihre Kinder findet, ist das jedes Mal eine Freude. Es gibt den älteren Herrn, der für seine pflegebedürftige Frau im Pflegeheim einen neuen schicken Pulli findet und den jungen Mann aus Syrien, der sich für wenig Geld einkleiden kann.

Auf der anderen Seite freuen sich die Tafelmitarbeiter für die finanzielle Unterstützung zur Weihnachtszeit oder die BlueDiamonds, die eine Spende für ihre Instrumentenreparatur erhalten. Es gibt viele Beispiele und ich könnte noch Stunden weiter berichten.


Wie können Interessierte den Bürgerladen unterstützen oder sich engagieren?

Sie können uns durch Kleiderspenden unterstützen. Kleidung, die sauber und tragbar ist, Handtücher, Bettwäsche, Schuhe, für Kinder und Damen und Herren.

Sie unterstützen uns auch, indem Sie bei uns einkaufen.

Sie können uns unterstützen, indem Sie von uns erzählen oder indem Sie uns auf hilfsbedürftige Menschen aufmerksam machen.

Falls jemand Interesse an einer Mitarbeit hat, sprechen Sie uns im Laden gern an.


Vielen Dank, Angelika, für das ausführliche und inspirierende Interview.

Wir schätzen dein Engagement und deine langjährige Arbeit für die Gemeinde sehr. Deine Geschichte und die Erfolge des Bürgerladens sind beeindruckend und motivierend.


Wir wünschen dir und dem Bürgerladen weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.


Alexander Hass  / SaWa Redaktion

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