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Redaktion

Jörg Makel über sein Ehrenamt und die Entwicklung der Gemeinde Nienhagen



Herzlich willkommen zum SaWa Interview der Woche! Heute haben wir die Ehre, Jörg Makel, den Bürgermeister der Gemeinde Nienhagen, als unseren Gesprächspartner begrüßen zu dürfen. Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen: Jörg Makel ist seit 32 Jahren Ratsmitglied und setzt sich unermüdlich für die Gemeinde ein. Mit seinem umfangreichen Erfahrungsschatz und seiner Leidenschaft für die Gemeinde hat er maßgeblich zur positiven Entwicklung von Nienhagen beigetragen. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement im Ehrenamt. Lassen wir uns mehr über seine Arbeit und seine Visionen erfahren.


Jörg, könntest du uns zu Beginn einen kurzen Überblick über deinen beruflichen Werdegang und deine Motivation geben, dich im Ehrenamt zu engagieren?

Also bevor ich was  zu meinem Werdegang sage: Was die Ehre betrifft, es ist natürlich mir eine Ehre, Euch ein Interview geben zu dürfen. Mein Werdegang : Wenn ich zurück schaue, dann erstmal auf meine Zeit in der Realschule Westercelle. In Erinnerung müssen wir eine ziemlich schlimme Klasse gewesen sein, wir haben allerhand angestellt. Aber wir hatten eine sehr verständnisvolle Klassenlehrerin und am Ende haben alle aus der Klasse tolle Berufe erlernt, haben studiert, sind Lehrer und Juristen geworden und zwei aus der Klasse wurden Bürgermeister. Einer davon bin ich ja heute. Aber das ist ja ein Ehrenamt, im wirklichen Berufsleben war ich Kriminalbeamter.  Fasst 45 Jahre lang und der hat mein Leben und die Sicht auf Dinge schon sehr beeinflusst. Ich habe mit den ganz armen Menschen zu tun gehabt, den ganz reichen, denen die von Straftaten betroffen waren und denen, die diese aus unterschiedlichen Gründen begangen haben. Eine spannende Zeit und um neben dem Dienst eine Abwechslung zu haben und sich an deren wichtigen Dingen zu widmen, bin ich vor 33 Jahren  politisch aktiv geworden. Mit Zustimmung meiner Frau und meinen beiden Söhnen, denn es war ja klar, so eine zusätzliche Aufgabe fordert Zeit und Kraft. 


Und nochmal zur Realschule, ist ja heute die Oberschule. Ich war kürzlich erst wieder da. Immer noch eine tolle Schule mit engagierten Lehrerin/Lehrerinnen.  Kann ich nur empfehlen ! Ach so, geboren bin ich übrigens in Nienhagen, einen Teil meiner Kindheit habe ich in Großmoor verbracht und ein paar Jahre habe ich mal in Wathlingen gewohnt. Ich bin also  "Samtgemeinde Wathlinger" - ist aber nicht so wichtig, ich bin Mensch auf dem Planet Erde, Erdenbürger. Nur das zählt.


Du bist seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig. Was waren die größten Herausforderungen und Erfolge, die du in dieser Zeit erlebt hast?

Zuerst: Ich würde lieber antworten, was ich derzeit als größte Herausforderung sehe. Nämlich  die Veränderungen in unserer Gesellschaft. Das wir all das, was uns unsere Demokratie bietet, verteidigen müssen. Das wir es nicht hinnehmen dürfen, das Menschen in unserer Gemeinschaft diffamiert und beleidigt werden oder gar angegriffen, verletzt oder gar getötet werden und wir auf allen Ebenen der Politik auch weiterhin in gutem Stil um den richtigen Weg ringen und auch streiten aber dabei uns auch immer wieder wert schätzen und die Meinung des anderen akzeptieren. Auch in der kleinen Politik hier in Nienhagen gibts ja mal Themen, wo es mal richtig "knallen" kann und das ist auch wichtig. Aber genau so wichtig ist, dass man anschließend auch wieder zusammen findet. Andauernder Streit tut niemandem gut und gefährdet Freundschaften.  Das Leben ist zu kurz, als das man seine geschenkte Zeit unter Ärger, Streit und am Ende sogar Hass vergräbt.

 

Ach so: Erfolg. Da kann ich auch im Thema bleiben. Es gibt sicher einige Dinge, die gelungen sind aber auch welche, wo der Erfolg ausgeblieben ist. Als Erfolg sehe ich an, dass ich in über 30 Jahren Kommunalpolitik mit vielen Menschen in Kontakt gekommen bin und mit vielen auch gestritten habe aber ich habe zu keinem, zu keinem die Achtung verloren. Ich glaube, ich kann mit allen auch heute noch jederzeit ein Bier trinken (ich bevorzuge aber Wein).


Wenn ich aber einen Erfolg nennen soll, dann fällt mir Special Olympics ein. Das es gelungen ist, Nienhagen zu einem Teil dieser Bewegung, nämlich des Sports der Menschen mit Behinderung, zu machen. Ja, das war, das ist großartig!


Welche Rolle spielt das Ehrenamt in der Entwicklung der Gemeinde Nienhagen?

Kein Dorf, keine Stadt und kein Land kann sich ohne ehrenamtliches Engagement entwickeln. Oder anders gesagt: Ohne Ehrenamt wären wir in vielen Dingen kaum erleb-und überlebbar und wir könnten uns viele Dinge, die dann aus Steuergeldern abgedeckt werden müssten, gar nicht leisten. Mehr braucht man dazu gar nicht sagen.


Wie motivierst du die Bürgerinnen und Bürger von Nienhagen, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren?

Na ja, ob ich jetzt Motivator bin, weiß ich nicht. Aber ich setze schon Zeichen, in dem ich nicht das übliche: Man müsste mal....oder das könnten der oder die doch machen...sage, sondern in vielen Dingen auch selbst mit anpacke.  Schauen wir auf den Sinnesgarten, der muss ab und an meine Hand ertragen und manchmal fahr ich auch mit dem Traktor durch. Ich schmunzele immer, wenn mich unsere Gäste, die Wohnmobilisten, als Gärtner ansprechen und wenn sie erfahren, dass ich eigentlich auch der Bürgermeister bin, dann ein Foto von mir machen um es dann in ihrem Heimatdorf oder Stadt ihrem Bürgermeister zu zeigen. Es scheint nicht so viele Bürgermeister zu geben, die die Schaufel nicht nur zum medialen Spatenstich in die Hand nehmen.  Also ich denke, man muss selbst mit dabei sein, selbst Ideen haben und auch Risiken eingehen.  


Welche Projekte und Initiativen im Bereich Ehrenamt liegen dir besonders am Herzen?

Ich glaube, hier in Nienhagen können wir als Gemeinschaft schon auf vielfältiges, tolles und beeindruckendes Ehrenamt blicken. Da fällt es mir schwer, etwas zu gewichten. Und verzichten können wir auf keine helfende Hand. Ob es die Hilfsorganisationen  sind, die Übungsleiter/innen  und Trainer/innen oder diejenigen, die sich im sozialen Bereich engagieren.  Wo schon vieles ist, sind aber auch immer noch Lücken. Und die sehe ich derzeit schon noch. Wir brauchen z.B. mehr Ehrenamtsarbeit bei der Betreuung älterer Menschen. Ja, auch die Menschen, die bei uns in den Pflegeeinrichtungen wohnen.  Da bleibt  dem Personal oft keine Zeit, sich um die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der einzelnen Menschen zu kümmern und die Senioren/Seniorinnen können doch oft ganz viel, haben zu Haus gesungen, Musik gemacht, gekocht, gebastelt, waren handwerklich geschickt, haben Skat oder Schach gespielt, das alles bleibt beim Umzug in ein Seniorenheim oft auf der Strecke, weil es an ausreichend Ehrenamt fehlt.  Ich würd da gern mehr auf den Weg bringen. Also, wer noch was sucht, ich hab immer eine Idee, wo man ehrenamtlich engagiert arbeiten kann.


Du bist auch aktiv bei der DLRG. Wie sieht deine Arbeit dort aus und warum ist diese Organisation so wichtig für die Gemeinde?


Richtig Deutsche Lebens Rettungs Gesellschaft, in die bin ich gekommen, weil  man dort als Jugendlicher nicht nur Mitglied einer Hilfs-und Rettungsorganisation ist, sondern man dort auch lernen konnte, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Und Wassersport  hat mich auch schon immer fasziniert und ich fahre ja heute auch noch gern Kajak. Im Boot sitzen und in aller Stille übers Wasser fahren, da kommen einem schon so Ideen.


Unser Wohnmobilplatz hier im Dorf ist übrigens so im Kajak "geboren".  Aber zurück zur DLRG - ich war mal richtig aktiv in der Wasserrettung, heute  widme ich mich mehr der Ausbildung. Jugen Menschen das Schwimmen zu lernen und sehen, wie sie sich und ihre Eltern freuen, wenn man das Abzeichen in der Hand hält, das ist auch bei jedem Ausbilder immer wieder Freude pur- das bekommt man nur im Ehrenamt.

 

Ach so, eins will ich aber noch sagen. Neben der DLRG bin ich noch Vorsitzender eines Trägervereines einer psychosozialen Beratungsstelle in Hannover. KOBRA heisst die, wir kümmern uns um Frauen und Mädchen, die aus der Prostitution aussteigen wollen.  Nicht selbst bestimmte Prostitution ist  für die Betroffenen eine Erfahrung, die nachhaltig ein ganzes Leben verändern kann. Wir versuchen, den Betroffenen  selbst bewusstes Handeln zurück zu geben und das "neue" Leben zu meistern". Mich nimmt es immer wieder mit, wenn eine oft wochenlange Beratung  den Erfolg bringt und  man Dankbarkeit von diesen Menschen erfährt.  Das ist dann auch der wahre Lohn fürs Ehrenamt.  Übrigens Werbeblock:  Der Verein KOBRA sucht natürlich auch engagierte Mitglieder, wer diese Arbeit unterstützen mag, kann sich natürlich auch bei mir melden.


Zum Abschluss: Welche Botschaft möchtest du den Bürgerinnen und Bürgern von Nienhagen und der Samtgemeinde für die kommenden Jahre mit auf den Weg geben, insbesondere in Bezug auf das Ehrenamt?

Ganz klar:  Erstens widerstehen Sie den Menschen, die gerade heute vor allem auch in sozialen Netzwerken mit Hass und Verleumdungen und Beleidigungen  agieren. Widerstehen sie den vielen Geschichten, die als Fakenews immer wieder gepostet oder erzählt werden. Seien Sie kritisch gegenüber allem, was Ihnen erzählt wird, sie sollen auch kritisch mir und der Politik sein. Kritik ist nie verkehrt, sie öffnet die Sicht auf das wahre Leben.

 

Und Ehrenamt: Wer immer Lust und Zeit hat, sich in ein Ehrenamt zu begeben, wird sehen, dass es ein großartiges Geschenk unserer Schöpfung ist: Nämlich das wir Menschen uns selbst darüber definieren, für andere da zu sein. Ich verspreche Ihnen, im Ehrenamt geben sie etwas ab, was sie doppelt und dreifach zurück bekommen.

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Vielen Dank, Jörg, für dieses aufschlussreiche Interview und dass du dir die Zeit genommen hast, deine Erfahrungen und Einblicke mit uns zu teilen. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg in deiner Amtszeit und freuen uns darauf, mehr von deinen zukünftigen Projekten in Nienhagen zu hören.


Alexander Hass

Redaktion SaWa



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